Spannender Austausch mit Praktikerinnen beim Politischen Aschermittwoch der FDP-Hemer

FDP Hemer

Ortsvorsitzende Andrea Lipproß freute sich sehr, dass sie neben dem Landtagsabgeordneten Marcel Hafke sowie FDP-Mitgliedern aus Hemer und den Nachbarkommunen Menden und Altena auch mehrere „unabhängige“ Gäste zum Thema „Aufstiegschancen vom ersten Lebensjahr an schaffen“ begrüßen konnte.

Marcel Hafke begann seinen Kurzvortrag mit dem provokativen Satz: „Wir müssen uns mehr denn je fragen: Funktioniert Deutschland überhaupt noch?“ Dies gelte nicht nur für das Thema Bildung, sondern für fast alle Bereiche. Er führte aus, dass Deutschland beispielsweise bei den Themen der technischen Innovation oder der Produktion wichtiger Produkte weltweit keine entscheidende Rolle mehr spiele. Dann schlug er die Brücke zum Thema des Abends: „Wenn ich heute als Abgeordneter in den Schulen unterwegs bin, dann sehe ich die gleichen Probleme, die gleichen maroden Schulen wie vor Jahrzehnten!“  Hafke erklärte, dass es heute ganz andere Zugänge zu Wissen gibt und daher auch der Unterricht ganz anders gestaltet werden müsse. Er forderte neue Ideen für die Bildungspolitik. Wichtig sei ihm, dass die Schulgebäude auch für die Nutzung außerhalb der Unterrichtszeiten stärker genutzt werden sollten. Beispiele seien hier Kooperationen mit Vereinen im Bereich Musik, Sport und Kultur. Des Weiteren müsse das Thema Digitalisierung in den Schulen einen ganz anderen Stellenwert bekommen. „Das Fach Informatik muss Pflichtfach werden, wenn wir im internationalen Vergleich technologisch nicht den Anschluss verlieren wollen“, so Hafke.

Anschließend führte er aus, dass im Bildungssystem heute sehr viel Geld vorhanden sei, dies aber von unterschiedlichen Trägern unterschiedlich effektiv eingesetzt werde. Im Jahr 2017 stand jede Zweite KITA vor dem finanziellen Aus. Die von CDU und FDP geführte Landesregierung hat dann in der letzten Legislaturperiode jährlich 1,3 Milliarden Euro durch die KiBiz-Reform in das System fließen lassen. Darüber hinaus haben sich aber auch die die Aufgaben der Kitas in den letzten 10 Jahren stark verändert: von einer Betreuungseinrichtung hin zu einer Bildungseinrichtung. Zusätzlich habe sich die Erwartungshaltung, nicht nur aufgrund des Rechtsanspruchs, durch die Eltern massiv verändert. Immer mehr Aufgaben würden vom Elternhaus hin zu den Kitas oder Schulen delegiert. 

Diesen Punkt nahm eine Erzieherin aus dem Publikum, die seit über 20 Jahren in diesem Beruf arbeitet, in der von Arne Hermann Stopsack moderierten Diskussionsrunde auf: „Früher habe ich familienbegleitend gearbeitet, heute habe ich das Gefühl, ich arbeite familienersetzend!“ Und weiter führte Sie aus: „Früher mussten die Kinder trocken sein, wenn sie zu uns kamen, heute haben wir Kinder, die demnächst eingeschult werden und die noch mit Windeln in die Einrichtungen geschickt werden.“  

In der spannenden und sachlichen Diskussion kam es zu einem konstruktiven Austausch zwischen den Gästen und Marcel Hafke, der mehr als einmal feststellte: „Ich bin dankbar für diese Informationen aus der Praxis, denn das wird mir bei Gesprächen mit den Trägern meist anders kommuniziert. Und dann mache ich einen Haken dran.“ 

Arne Hermann Stopsack wies darauf hin, dass „wir auch das System der Jugendhilfe in seiner bisherigen Struktur überdenken müssen. Besonders die Schnittstellen zu anderen Systemen, wie Schule, aber auch zur Kinder- und Jugendpsychiatrie, müssen besser organisiert werden. Wichtig sei auch eine stärkere Wirksamkeitsanalyse der unterschiedlichen Maßnahmen und Konzepte!“ 

Ein weiteres Thema war der kommende Rechtsanspruch auf die Offene Ganztagsschule: Peter Brand als Mitglied des Schulausschusses kritisierte, dass die Landesregierung hier noch keine finanziellen oder inhaltlichen Vorgaben oder Richtlinien gegeben habe und die Kommunen nun bei ihren Investitionsentscheidungen vieles auf Verdacht machen müssen.

Als Fazit zu der gelungenen Veranstaltung waren sich alle einig, wie wichtig der konstruktive Austausch und die Rückmeldungen aus der Praxis für Politik und Verwaltung sind.